Inspiriert durch die Arbeiten von Bridget Riley bin ich von der optischen Täuschung fasziniert. Es ist der Moment, in dem ich das Gefühl habe, die Regeln verstanden zu haben, aber just dieser Moment auch schon wieder vorbei ist. Es ist der konstruierte Zufall, der zum Rätseln führt. Es können einfache, aber auch anspruchsvolle Muster oder Raster sein. Formen, Farben, die ineinander verschmelzen und sich zu einem inneren Schwerpunkt verändern. Oder ist es eine Balance, die ständig zu kippen droht?
In Bezug auf die Datenvisualisierung finde ich das eine sehr spannende Visualisierungsweise. Eine optische Täuschung kann mehr oder weniger „aus dem Ruder“ geraten und dies könnte ich für das Erfahren/Erleben von Daten nutzen. Es wäre vielleicht eine Möglichkeit, Daten mit Emotionen oder Gefühlen zu vermitteln.
Mit einem Grid-Aufbau durch die Modulberechnung und dem Einsatz einer Bewegung anhand von Sinuskurven habe ich versucht, „den Punkt vor der Kippe“ zu visualisieren. Trotzdem lässt sich der Effekt der optischen Täuschung in meinen Arbeiten nicht wirklich finden. Durch das Nachahmen einer bereits vorhandenen Arbeit wurde ich gezwungen, exakt zu analysieren und den Aufbau des Codes von Grund auf an zu denken. Der Spaß- und Lernfaktor war riesig.
Jasmin Meerhoff zeigt in ihren Arbeiten, dass mit einfachem Code und der Freude an der Poesie interessante, visuelle Inhalte erschaffen werden können. Für mich war schnell klar, dass ich mich vor allem in der Arbeit im Code vertiefen und mich weniger mit der Sprache beschäftigen wollte. Ironischerweise hat sich jedoch herausgestellt, dass meine Arbeit eine „sprachliche“ Auseinandersetzung mit ChatGPT war.
In der Arbeitsgruppe haben wir uns für das Oberthema „Rezept“ entschieden, aus dem einfachen Grund, dass die gestalterische Auseinandersetzung mit einem Rezept auf sehr unterschiedliche Weise ausgelebt werden kann. Die Schwerpunkte können variieren, beispielsweise von einer eher technischen Umsetzung mit einem Nutzen, einem starken visuellen, gestalterischen Ausdruck oder mit einer inhaltlichen Stärke, konzentriert auf das Spiel mit Text und Sprache.
Entstanden sind zwei Skripte. Skript 1 sollte eine visuelle Auseinandersetzung mit grafischen Elementen, basierend auf Wörtern von Zutaten, zeigen. Das Mischen von Zutaten, wie in einem Rezept, sollte spielerisch mit einer Bewegung von Wörtern entstehen. Herausforderung 1: Ganze Wörter haben nicht den gleichen Reiz in der Bewegung wie nur ein Buchstabe. Herausforderung 2: Die organische Bewegung beim Mischen von Zutaten ist komplexer zum Nachahmen als gedacht.
In Skript 2 war die Idee, eine Rezept-Cookbox zu erstellen. Aus einem optisch interessanten Muster von Wörtern und Zahlen sollte per Wahltaste ein Rezept ausgesucht werden können.
Mein Fazit: In beiden Umsetzungsideen habe ich meine Grenzen im Code gespürt. Bewusst habe ich versucht, mit einem einfachen Aufbau, den ich verstehe, zum Ziel zu kommen. Bewusst habe ich die Auseinandersetzung mit ChatGPT gesucht, um mir die Angst zu nehmen, ohne menschliche Hilfe nicht ans Ziel zu gelangen. Tatsächlich war es auch so, dass ich mich durch zwei Herangehensweisen sicherer gefühlt und die Arbeit im Code als Spiel erlebt habe.
ChatGPT gab mir die Möglichkeit auszuprobieren und weniger in einer Sackgasse zu landen. Unverstandene Dinge wurden mir erklärt, oder es konnte mir einen Hinweis geben, wie ich etwas schreiben oder andenken muss. ChatGPT hat mich aber auch gelehrt, wie fehlerhaft seine Codeschnipsel sein können. Mein Code hat sich von einem einfachen Code in einen gut strukturierten Code verwandelt, bis ich dann gemerkt habe, dass gewisse Elemente gar nicht greifen und ich zum Hardcoden übergegangen bin. Vielleicht ist es sinnvoll, einzelne Fragmente einfach zu coden und separat in einem anderen File mit Klassen und Objekten oder Funktionen diesen Code zu verschachteln.
Inspiration
Skript1
Skript2
SPRINT 3
Das Experimentieren mit VCV Rack reizte mich, die Neugier für das Visualisieren von Sound im Code war jedoch stärker. Darum habe ich mich für „fertige“ MP4-Dateien als Soundquelle entschieden.
Ich habe die Idee verfolgt, 2-3 verschiedene Sounds harmonisch zu kombinieren und das Gehörte visuell zu unterstreichen. Fließende Simulationen waren meine erste Vorstellung für die Umsetzung meines Vorhabens. Wie die Musik sollten sich die visuellen Aspekte miteinander vermischen und eins werden.
Da ich in den vergangenen Modulen gescheitert bin, fließende Übergänge im Code sauber umzusetzen, habe ich mich entschieden, mit Objekten mit fließenden Eigenschaften zu arbeiten. Die Parameter der Objekte sollten mit der Tonfrequenz eines Sounds synchronisiert werden. 3 Sounds = 3 Objekte. Diese 3 Objekte sollten wie die Musik harmonisch wirken und ineinander verschmelzen oder sich zumindest ergänzen.
Leider habe ich mir eine Form ausgesucht, die eine lesbare und trotzdem auch ästhetische Veränderung der Parameter weniger zugelassen hat. Gefühlt war ich mit meinen limitierenden Codekenntnissen gefangen in der starren Form. Das hat dazu geführt, dass die einzelnen Objekte eher isoliert wirken. Mit dem Einsatz verschiedener Transparenzen habe ich versucht, diesem entgegenzuwirken. Im Prozess war ich zeitlich zu weit fortgeschritten, sodass es mir nicht mehr möglich war, die Form zu ändern. Die Farben habe ich so angepasst, dass sie einen spannenden Kontrast ergaben und ich die Lesbarkeit so gut es ging unterstützen konnte.
Auch in der Positionierung der einzelnen Objekte war ich eingeschränkt, da ich meinen Code unwissentlich so aufgebaut habe, dass die örtliche Reihenfolge einen Einfluss auf die Reihenfolge der Sounds hatte. Mir war es nicht möglich, diesen Umstand wie gewünscht anzupassen, also habe ich mich für die Harmonie in der Musik und gegen die Vergleichbarkeit der visuellen Umsetzung zum Ton entschieden. Fazit: Verwende keine in sich geschlossenen Objekte, um ein “Bouquet” von verschiedenen Sounds visuell verschmelzen zu lassen. Mein Lerneffekt im Code war riesig, Entscheidungen, was das Design betrifft, waren eher Notlösungen als bewusste Entscheidungen.
Mein Anliegen im Sprint 4 war es, das Visualisieren von Ton zu vertiefen. Dies bedeutet, der Ton sollte visuell erkennbar sein und die Eigenschaften des Tons in der Form, den Bewegungen und Farben zu verinnerlichen. Sprint 1 sollte mir als Grundlage im Code dienen. Nun war da aber noch der Drucker, den ich unbedingt ausprobieren wollte.
Ich habe versucht, ein Konzept zu erstellen, welches beide Vorhaben miteinander verbindet. Es entstand die Idee, dass ich, wie in Sprint 3, mehrere Tonschlaufen in den Code einspiele, die eine Harmonie ergeben. Die Tonschlaufen sollten mit unterschiedlichen visuellen Eigenschaften charakterisiert werden. Als zweiter Schritt würde ich aus dieser Kombination jedes 20. Framerate als SVG herausrechnen, sodass es vielleicht 10 Layers gibt, die ich per Axidraw übereinander drucken kann. Es sollte auf dem Papier als Metapher eine neue Tonharmonie entstehen.
Nach den ersten Druckversuchen habe ich festgestellt, dass sich zu aufwändige Muster wie in Sprint 1 für den Druck nicht eignen. Darum werde ich mich auf Linien als Grundform beschränken.
In der Codearbeit konnte ich nun auf dem Gelernten der vergangenen Sprints aufbauen. Ich habe als Erstes versucht, Linien auf verschiedene Weise zu bewegen. In einem separaten Code konnte ich dann die unterschiedlichen Linienvariationen zusammenfügen und mit dem Ton verbinden.
ABBRUCH: Es ist zu viel auf einmal, ich konzentriere mich auf das Visualisieren einer Tonquelle. Es wird keine Druckvariante entstehen.
Die Lautstärke erhalte ich als Ausgangssignal, welches mir zum Visualisieren zur Verfügung steht. Die Lautstärke kann ich im Durchschnitt oder als einzelne Fragmente ausspielen.
Ich habe versucht, den Ton nicht in einem Objekt oder in einem einzigen Muster zu interpretieren. Die Komposition von verschiedenen Elementen und der Gesamteindruck standen im Vordergrund.
Als Ausstellungsobjekt würde ich dies gerne großflächig auf einem Screen zeigen und dazu Kopfhörer dazulegen. Weil die Visualisierungen teilweise sehr filigran sind, benötigt es Ruhe und eine bestimmte Konzentration, um in das Bild abzutauchen.
Das Lied "Breathe" von Pink Floyd interpretiere ich als Auseinandersetzung mit der Endlichkeit der Zeit und der Frage, wie wir unsere Lebenszeit gestalten. Zeitliche Abschnitte und unterschiedliche Intensitäten im Leben wollte ich in dieser Komposition zum Ausdruck bringen.